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„Nicht allein das Sehen reicht zum Erkennen der äußeren Dinge,
es braucht auch das, was Innen wohnt, ungeachtet aller Sinne“
 
   Portugiesisches Sprichwort

1. Bogenschiessen für Blinde und Sehbehinderte

2. Warum ein Angebot „Bogenschiessen“ für blinde Menschen?

3. 4-Stufen-Modell

4. Notwendige Ausstattung

5. Epilog

Gesundheit

1. Bogenschiessen für Blinde und Sehbehinderte

Was auf den ersten Blick als unmögliches Unterfangen erscheint, ist eine Idee, etwas zu verwirklichen, was seit der Entwicklung der Konzeption von BOGENPÄDAGOGIK von Anfang immer mit im Hintergrund vorhanden war:
Traditionelles Bogenschiessen für blinde Menschen!

Der zentrale Gedanke ist, über das Bogenschiessen die Entwicklung bestimmter Fähigkeiten zu fördern, die es erblindeten Personen ermöglicht, ihr Leben erfolgreicher und vielfältiger zu gestalten. Zusätzlich durch die notwendigerweise partnerschaftliche Gestaltung des ‚Blindenbogensports’ ist es Absicht, damit ein stark integratives und verbindendes Moment zwischen blinden Bogenschiessenden und sehenden (bogenschiessenden) Begleitern zu schaffen.

Stichwort Inklusion.
Dabei können Nicht-Blinde die „Andersehenden“ betreuen und es ist eine gute Gelegenheit nicht nur zum Reden, Lachen und um Menschen kennen zu lernen, sondern auch um die eigenen „blinden Flecken“, die jeder von uns hat, zu überdenken oder mal eine andere „Sicht der Dinge“ einzunehmen.

Es ist bedauerlicherweise in unserer Gesellschaft immer wieder festzustellen, dass Menschen mit einem Handicap oder einer Behinderung eher Ausgrenzung und Beschneidung erfahren. Dies gilt nicht nur für das berufliche Leben (für blinde Menschen ist es zunehmend schwieriger, eine Arbeit zu finden). Leider gilt das in gleicher Weise oft genug auch für spezielle, auf blinde Menschen abgestimmte Freizeitmöglichkeiten.

Es fasziniert einfach der Gedanke, dass Bogenschiessen sicherlich auch für Menschen mit Sehbehinderung eine intensive persönliche und bereichernde Erfahrung sein kann. Eingehende Recherchen ergaben jedoch, dass z. B. im Ballungsraum München auf diesem Gebiet offensichtlich keinerlei Angebote existieren.

Die anschließenden Ausführungen sollen dazu beitragen und anregen, für die Zukunft ein entsprechendes Angebot in München vielleicht entwickeln und realisieren zu können.

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2. Warum ein Angebot „Bogenschiessen“ für blinde Menschen?

Weil sich blinde oder sehbehinderte Menschen in ihren entscheidenden Grundbedürfnissen von ihren nichtblinden Mitmenschen kaum unterscheiden! Auch blinde oder sehbehinderte Menschen wünschen sich eine Regeneration von Körper und Geist! Körperliche Betätigung wirkt für alle Arten von Individuen erholsam und entspannend!

Deshalb kann Bogenschiessen das ideale Mittel für diese Kernüberlegung sein:
Das Bogenschiessen "zwingt" förmlich, sich sprichwörtlich 'aufzumachen', sich aufzurichten!!

Aufgrund ihrer Behinderung bewegen sich blinde Menschen oft sehr unsicher. Im beruflichen Leben üben sie Ihre Tätigkeit primär sitzend aus und nehmen aufgrund dieser Faktoren eher eine. für sie ungünstige und zusammen gekrümmte, kauernde Körperhaltung ein.

Zudem zentriert es und beruhigt, belastende Gedanken können beiseite gelegt werden, die Tiefatmung wird angeregt. Die gesamten Muskeln des Körperapparates werden gekräftigt, Verspannungen lösen sich, insgesamt verbessert sich die persönliche Positur.

Eines ist klar:
Um blinde Menschen an das (traditionelle) Bogenschiessen heranführen zu können, muss dieser Prozess ausführlicher und detaillierter gestaltet sein, als es bei sehenden Personen üblicherweise der Fall ist. Außerdem müssen mehrere, ineinander greifende Schritte in wesentlich intensiverer Form und Ausdauer einzeln vertieft werden, bevor die jeweils nächste Stufe begonnen werden kann.

Im vorliegenden Ansatz wird von einer 4-stufigen Ausbildung ausgegangen. Es kann durchaus möglich oder notwendig sein, dieses Modell durch zusätzliche Ausbildungseinheiten zu erweitern oder den einen oder anderen Schritt zusammen zu fassen. Dies muss immer wieder individuell auf den jeweiligen blinden oder sehbehinderten Menschen während des Ausbildungsverlaufs – und wenn erforderlich – flexibel angepasst und neu justiert werden.

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3. 4-Stufen-Modell

  • Stufe 1:
Die erste Frage, die sich stellt, ist: Wie sollen blinde und sehbehinderte Menschen grundsätzlich Bogenschiessen können? Die Antwort lautet: Wie jeder andere Mensch auch!

Die richtige Körperhaltung, das richtige Plazieren der Füße, die optimale Armhaltung und passende Kopfneigung, das bequeme und sichere Hantieren mit dem Bogen – all das führt zu erfolgreichem Bogenschiessen bei blinden Menschen, wie bei Sehenden eben auch.

Einziger „Unterschied“: Der beobachtende Begleiter -im Idealfall ein im Bogenschiessen Kundiger - überprüft die o.g. Details der Haltung, berichtigt gegebenenfalls wiederholt die Details und teilt der übenden Person mit, wann der Schuss gelöst werden kann.

In dieser ersten Trainingsphase der Grundlagenkenntnisse ist es praktikabel einen Übungsbogen mit „0“-Zuggewicht zu verwenden. Ebenso steht dabei nicht das „Treffen im Vordergrund, sondern das beständige Einüben des immer gleichen Bewegungsablaufes. Hierbei ist ein Pfeilfang oder eine Scheibe in einer Entfernung von 2 – 3 m notwendig, wenn nicht mit Übungsbogen, sondern echtem Pfeil und Bogen geübt werden sollte!

  • Stufe 2:
In der zweiten Phase des Lernprozesses, nach vielen Stunden, Tagen oder Wochen der Einheiten des Einübens von Schussabfolge und das Erspüren der individuell passenden Körperhaltung, bis „es sitzt“, erfolgt der nächste vertiefende Schritt.

Um dem/der Bogenschützen/-in zu ermöglichen, die annähernd korrekte Höhe und Ausrichtung zum Ziel einzunehmen, um ins Scheibenzentrum zu treffen, benötigt man eine „Richthilfe“.

Diese Hilfe kann sein: Ein dreibeiniges Stativ, eine in der Höhe verstellbare Teleskopstange oder einfach irgendetwas, das es standsicher ermöglicht, an dessen Ende einen kleinen Ball/Schaumstoff/Stoffballen/Gummischlauch zu befestigen. An dieser befestigten Ausrichtungsmarke kann sich nun der/die Bogenschiessende mit dem 1. und 2. Fingerknöchel der Bogenhand orientieren.

So ist einigermaßen sichergestellt, dass der/die Schütze/-in die gewünschte Zielausrichtung auch selbst durch Empfinden „überprüfen“ kann, auch wenn die endgültige ideale und individuelle Höhe des Bogenarms bzw. die Höheneinstellung der Richthilfe mit Hilfe des Begleiters erfolgen muss. Eine spätere Verstellung der Richthilfe aus Versehen sollte in jedem Fall ausgeschlossen werden.

Auch hier steht das „Treffen“ noch nicht im Vordergrund. Ebenso ist der Pfeilfang oder die Scheibe wieder in einer Entfernung von 2 – 3 m aufzustellen oder mit Übungsbogen mit „0“Zuggewicht zu trainieren.

  • Stufe 3:
In der vorbereitenden Schlussphase auf das eigentliche Bogenschiessen muss sowohl vom blinden Schützen als auch vom Begleiter äußerst exakt auf die Körperhaltung und den Bewegungsabfolge geachtet werden. Jede noch so kleine Abweichung oder unwillkürliche Körperbewegung (Schulter, Bogenarm, Zughand, Beine/Füße) kann einen fehlgehenden Schuss bedeuten.

Diese letzte Ausbildungseinheit ist die schwerste. Es müssen penibel genau die geringsten Einzelheiten beobachtet werden, um dem/der blinden Schützen/-in rückzumelden, dass er/sie immer und immer wieder genau die gleichen Bewegungen ausführen kann.

Spätestens ab dieser Ausbildungsstufe schießt der/die blinde Bogenschütze/-in mit echten Pfeilen und Sportbogen, die „Trefferlage“ bekommt mehr Gewicht. Ein echter Pfeilfang oder die Scheibe ist wieder in einer Entfernung von 2 – 3 m aufgestellt.

Nach der ‚Aufwärmphase’ wird von den Blinden auf 6 m, von den Sehbehinderten aus 9 m Entfernung auf die Scheiben geschossen. Angestrebtes Endziel ist - wie andere internationale Verbände für Blindensport für sich gewählt haben - die 30m-Marke. Es kann aber auch jede andere anspruchsvolle Distanz bis 30 m gewählt werden, je nach Stand der Fähigkeiten der Schützen. Die Zielscheiben sollten mindestens einen Durchmesser von 60 cm haben.

  • Stufe 4:
In der vierten Ausbildungsstufe schießt der Schütze völlig eigenständig mit Pfeil und Bogen. Sein Begleiter befindet sich hinter dem jeweiligen Zugarm der/des Bogenschiessenden und gibt nur eine Rückmeldung, bei welchem Punktewert und Position der Pfeil auf der Scheibe getroffen hat. Als Beispiel: „Eine 6 auf 2 Uhr“.

Es kann in der Mitte der Zielscheibe z.B. ein Plastikdeckel befestigt werden. Dadurch ist es für die/den Schützin/-en möglich, einen Volltreffer selbst „zu erleben“. Wenn eine komplette, dünnflächige Kunststoffplatte unter die Zielauflage angebracht wird, ist sogar möglich, dass die komplette Schussabfolge selbst ausgewertet werden kann, da man hört, in welcher „Ecke“ der Pfeil die Platte durchlöchert hat.

Besonders diese, nach einiger Zeit gewohnte Möglichkeit, sich selbst überprüfen zu können und nur noch in sehr geringem Maß den Begleiter zu benötigen, bedeutet für die Selbstständigkeit und das eigene Selbstwertgefühl eine immense Befriedigung. Nicht nur für blinde Menschen, nicht wahr?

Diese Geräusche des Erfolgs, verbunden mit der Erkenntnis, es selbst geschafft zu haben, können durchaus zu einem dauerhaften Wunsch, wenn nicht gar zu einer regelrechten Sucht werden!

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4. Notwendige Ausstattung

Eine sinnvolle eigene Schutzausrüstung wie Arm- und Fingerschutz. sollte sich jeder Bogenschütze zulegen - ob blind oder sehend. Der Armschutz verhindert, dass die Sehne an den Bogenarm schlägt und ihn verletzt. Anfänger benützen u.U. besser einen längeren Armschutz, der evtl. auch die untere Hälfte des Oberarms schützt. Der Fingerschutz kann ein Tab oder Schiesshandschuh sein, um die Finger beim Spannen und Loslassen der Sehne vor Überbeanspruchung zu schützen.

Anmerkung zur Ausrüstung: Beim traditionellen Bogenschiessen soll ein Holz-Bogen üblicherweise nicht länger als 2 -3 Sekunden im Vollauszug gehalten werden. Unter Berücksichtigung der besonderen Umstände bei blinden Bogenschützen muss also darauf geachtet werden, dass die verwendeten Bogen deren längere „Auszugszeit“ ohne Schaden für das Material überstehen können.

Wenn Fiberglas beschichtete Bögen mit Holzkern verwendet werden, ist eine Nachfrage beim Hersteller/Lieferanten sicherlich hilfreich, um Ärger im Garantiefall zu vermeiden. Oder, wie oben bereits erwähnt, verwendet man für die Stufe 1 – 3 den erwähnten Übungsbogen, den man leicht selbst aus grauem PVC Rohr und Gummischnur herstellen kann.

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5. Epilog

Es besteht die Überzeugung, dass der ‚Blindenbogensport’ uns allen – den Nicht-Sehenden, als auch den mit „allzu offenen Augen“ durch die Welt Stolpernden – gut tun würde. So manche asiatischen oder meditativen Strömungen erreichten uns zivilisatorisch belastete Individuen. Darüber haben wir egoistische und ungesunde Verhaltensweisen entwickelt, die schon für einen nicht-blinden Menschen schwer genug sind, sie zu bewältigen.

Deshalb muss jeder Mensch an seinem eigenen Lebensweg arbeiten, so wie das Bogenschiessen ein Teil dieses Lebensweg sein kann, um daran insgesamt mit Erfolg und im Zweifelsfall „blind“, heißt ohne größere Rückschritte vorwärts zu kommen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Bisher wird diese eigene Sportart in England, Frankreich, Italien und Belgien ausgeübt. Die Akteure und Organisatoren sind die letzten Jahre fieberhaft auf der Suche nach einem fünften Land gewesen. Denn erst ab fünf Ländern wird der Blindenbogensport von der Welt-Paralympics-Behörde anerkannt, um an den Paralympics teilnehmen zu können. Auf nationalen Ebenen finden zwar internationale Bogenschützenwettbewerbe für Blinde schon statt. Eine Teilnahme an den olympischen Spielen für Behinderte ist dies leider noch nicht möglich.

Informationen im Web:
  • British Blind Sport
  • Behindertensportverband -Blindensport
  • Pfeilschuss.de -Eine Fundgrube zum Thema Bogenschiessen für Einsteiger.
  • Bogenschiessen -Allgemeine Informationen (Wikipedia).
  • Bogenschiessen und Turniere -Infos vom DFBV e.V.

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